Meine Rundfahrt ging heute weiter in die Präfektur Nagano. Von Shin Hotaka ging es runter zur Hauptstraße 471 und dann wieder hoch hinauf auf den Abo Pass, der Grenze der Präfekturen Gifu und Nagano. Von hier oben geht es dann in vielen steilen Kehren hinunter zur Straßenkreuzung in das Gebiet Kamikochi. Hier könnte man mit dem Bus nach Kamikochi fahren (Private Fahrzeuge dürfen nicht nach Kamikochi fahren!). Ich fuhr aber entlang des Azusa River in vielen Tunneln weiter ins Tal nach Azumi-mura. Von hier sind es dann nur noch ca. 20 Kilometer in die Stadt Matsumoto. Hier schaute ich mir die schwarze Burg von Matsumoto an. Sie wird wegen ihrer dunklen Farbe auch Krähenburg genannt. In der Burg befand sich gerade die Ausstellung Teppo Gura, wo viele alte Waffen der Gegend gezeigt werden. Man kann fast die ganze Burg besichtigen, nur das oberste Stockwerk wurde für manche Besucher problematisch. Es führt nur eine sehr steile Treppe hinauf mit extrem hohen Stufen. Von Matsumoto aus fuhr ich dann weiter nach Norden entlang des Saigawa Rivers in die Präfekturhauptstadt Nagano. Hier fanden 1998 die Olympischen Winterspiele statt. Man kann es kaum glauben, dass in der 360000 Einwohner zählenden Stadt Olympische Spiele stattgefunden hatten.
Extrem lustig waren übrigens auch die elektromechanischen Baustellenpuppen, die hier entlang der Strecke Matsumoto - Nagano zu sehen waren. Sonst hatte ich diese “Geräte” nirgends gesehen. Sie kündigen in 200 - 500 Metern Entfernung eine Baustelle an und sollen die Autofahrer darauf aufmerksam machen. Normalerweise waren sonst immer richtige Menschen da, die Fahnen geschwenkt hatten als Hinweis.
Überlieferungen zufolge war die goldene Buddhastatue des Zenkoji die erste, die nach Japan kam. Sie wurde das Streitobjekt zweier mächtiger Familien und man warf sie schließlich in einen Kanal. Später wurde sie von Yoshimitsu Honda geborgen und zuerst in seinem Haus hier in Shinshu (der heutigen Präfektur Nagano) aufgestellt. Der Name Zenkoji kommt aus der chinesischen Lesung der Zeichen von Yoshimitsus Namen. Heute bleibt die Statue verschlossen, und nur einmal alle sieben Jahre wird eine Kopie während des großen Festes Gokaicho der Öffentlichkeit gezeigt.
Der Grundriß der Haupthalle Hondo
In einem allmorgendlichen Ritual beten der Oberpriester und die Oberpriesterin vor den Gläubigen für deren Erlösung und für die Erlösung aller Menschen.
Das Siegel des Zenkoji Tempels
Die Buddhastatue springt aus dem Wasser auf Yoshimitsus Rücken
Für Gesundheit und Glück betend, reiben sich die Besucher mit dem Rauch aus dem großen Weihrauchgefäß ein. Die Gläubigen stellen sich hier frühmorgens an, um vom Oberpriester oder der Oberpriesterin den Segen zu empfangen.
Das Bild zeigt Pilger im 150 Tatami großen, inneren Heiligtum des Zenkoji zur Meiji-Zeit (1893). Früher war es Brauch, hierhin seinen Futon mitzubringen und über Nacht zu bleiben. Heute erfolgt hier das frühmorgendliche Ritual.
Gläubige berühren die abgenutzte Figur des Binzuru, eines hochbegabten Schülers Buddhas und fachkundigen Arztes, und beten für die Linderung ihrer eigenen Leiden.
“Einer Kuh zum Zenkoji folgen!” “Ushini hikarete Zenkoji mairi!” Eine berühmte Volkserzählung besagt, dass eine ungläubige alte Frau hinter einer Kuh her zum Zenkoji gelaufen ist und dadurch bekehrt wurde.
Bis zum Jahre 1908 war die Haupthalle während der abend- und nächtlichen Rituale mit Gläubigen überfüllt, die das Erbarmen Amidas erflehten. Heute gibt es im Oktober und November spezielle nächtliche Zeremonien.
Reisebericht (Freitag, 10.9.2004)
In Nagano fuhr ich dann direkt zum Zenkoji Tempel, der im Nordwesten der Olympiastadt von 1998 liegt. Ein ziemlich großes Gelände mit einer langen Einkaufsstraße erwartete mich hier. Das große Haupttor im Tempel, der Sanmon (Kulturdenkmal, enthält fünf nicht zu besichtigende Buddhastatuen), war leider nicht zu sehen, sondern war komplett verhüllt wegen Renovierungsarbeiten. Im Haupttempel von Zenkoji, dem Hondo, gibt es darüber hinaus noch den schwarzen Tunnel (muss extra bezahlt werden): Man geht hier eine Treppe im hinteren Teil des Tempels hinunter und tastet sich dann samt dem Beutel mit seinen Schuhen in der Hand im Dunkeln weiter. Sehen tut man hier gar nichts mehr! Man hört nur raschelnde Schuhbeutel und Stimmen. Nach zwei Abbiegungen nach rechts kommt man dann zum Schlüssel zum Paradies, der an der Wand hängt. Wer diesen Schlüssel berührt, dem wird ewige Erlösung zuteil. Nach einer weiteren Rechtskurve sieht man dann langsam wieder im wahrsten Sinne des Wortes Licht am Ende des Tunnels.
Danach fuhr ich weiter und verließ Nagano in Richtung Osten. Über Suzaka-shi erreichte ich die Shiga Heights, einem Hochplateau östlich von Nagano und einem sehr beliebten Skigebiet in Japan. Hier oben fand ich dann einen Campingplatz in einer Höhe von 1500 m unterhalb des Mount Misawayama. Es war kein Mensch hier auf dem Platz zu sehen, nur ein paar Kühe, welche sich auf der Weide tummelten und sich über ihren neuen Gast (nämlich mich) wunderten. Wenigstens sind sie mir nicht übers Zelt gelaufen. So übernachtete ich hier auf dem schönen Platz, ohne etwas zu bezahlen. Dafür wurde es sehr kalt in der Nacht!